Der Simeon der Gemeinde ist zu seiner Ruhe eingegangen. Es ist dies
Johann Gottlieb Höselbarth, gewesener Besitzer der Holzmühle. Derselbe
war der erste Sohn, das dritte Kind des am 13. November 1811 71 Jahre,
1 Monate alt an Lebensschwäche und Auszehrung verstorbenen Mstr.
Johann Michäel Höselbarth, Eigenthumsmüllers in der Holzmühle, und
der am 23. März 1826 74 Jahre, 1 Monat, 2 Wochen, 2 Tage alt
an Lebensschwäche und Brustwassersucht verschiedenen Maria Rosina
Höselbarth, geborene Peter von Langenwetzendorf.
Das Licht dieser Welt erblickte der Vollendete am 19. Januar 1788
und empfing Tags darauf die heilige Taufe. Die Zeugen bei dieser heiligen
Handlung waren: 1) Johann Michäel Heuschkel, begüterter Einwohner
in Merkendorf. 2) Johann George ... , begüterter Einwohner in Merkendorf.
3) Frau Rosine Lauterlein, des Johann Georg Lauterlein, begüterten
Einwohner und Landfuhrmann in Merkendorf, Ehefrau.
Der Täufling erhielt den Namen Johann Gottlieb daß er dieses bewußt
werde, er sei Gottes Gnadenkind und ihn über Alles liebe. Der Täufling
gedieh mit des Allermächtigen Hülfe unter ... Mutterpflege und Vatersorge
an Leib und Seele, wuchs vom Säugling zum Kinde, vom Kinde zum Knaben
heran, ward 1794 in die Schule zu Merkendorf geschulet, da Johann
Georg Ziege Schullehrer war, erwarb sich in derselben die nötigen
Kenntnisse und ward 1802 vom Magister Johann Conrad Meisner in Döhlen
confirmirt.
Nach seiner Confirmation blieb er im Vaterhause, erlernte das Müllerhandwerk
und unterstützte je länger, desto kräftiger die Eltern in den häuslichen
und ländlichen Arbeiten. Schon 6 Jahre vor der Confirmation hatte
sich der ältere Bruder Johann Georg verheiratet. Kaum 1 Jahr nach
seiner Confirmation verheiratete sich die 2te Schwester Marie Sophie
mit Johann Georg Peterlein, begüterter Einwohner in Merkendorf. Die
4. Schwester Christiane Sophie verehelichte sich am 19. Febr. 1804
mit Joh. Michäel Weiser, begüterter Einwohner in Merkendorf, die älteste
Schwester Marie Christiane am 19. November 1804 mit Joh. Christoph
Oberländer, begüterter Einwohner in Merkendorf, u. von diesem geschieden,
am 22. Juli 1811 mit dem Wilhelm Johann Georg Flache, begüterter
Einwohner in Dörtendorf.
Die 3. Schwester Maria Rosina, geboren am 16. April 1779, war schon
am 20. Juni 1779, also über 8 1/2 Jahr vor der Geburt
des Vollendeten, verschieden. Der 2. Bruder Joh. Christoph heiratete
am 21. November 1808 in die Pisselmühle. So stand der Vollendete
mit seiner 5. Schwester Maria Rosine u. mit seiner 6. Schwester
Hanna Christiane allein an der Seite seiner betagten Ältern.
In seinem 24. Lebensjahr verlor unser Vollendeter seinen greisen
Vater,da dieser 71 Jahre, 7 Monate alt war. In seinem 29. Lebensjahr
verlobte er sich mit Marie Christine Schuster von Merkendorf. Unbekannte
Hindernisse traten der Eheschließung mit selbiger entgegen. [Erst
als er 31 Jahre alt war, trat er mit Jungfrau Christiane Burucker,
der verwittweten (?) ].
Im folgenden Jahre, im Jahre 1817 verheirateten sich die 5. u. 6. Schwester,
näml. erstere Maria Rosina am 17. Februar 1817 mit Johann Georg Bergner,
begüterter Einwohner in Forstwolfersdorf, u. letztere, Hanne Christiane
am 12. October 1817 mit Joh. Christoph Vogel, Eigenthumsmüller in
der Franzenmühle.
So stand nun der Vollendete mit der damals im 66. Lebensjahre stehenden
Mutter alleine im Hause. Erst fünf viertel Jahr später schritt er,
31 Jahre alt, zur Ehe, verlobte sich mit Jungfrau Christiane Burucker,
der Wittwe Maria Christina Peterlein in Dörtendorf, und des Hans Georg
Burucker, Landfuhrmanns in Döhlen, vorehelichen Tochter, ward mit
ihr am III. IV. p. Epiphan u. am Sonntage Septnagesimä 1819 in den
Kirchen zu Döhlen u. Merkendorf aufgeboten u. hierauf am 8. Febr.
1819 in der Kirche zu Döhlen nach einer Predigt copuliert.
In dieser Ehe, die über 41 Jahre in Frieden geführt ward, gabar ihm
die Ehefrau 9 Kinder, nämlich 4 Söhne u. 5 Töchter, von denen der
älteste Sohn August Gottlieb, geboren 4. November 1819, am 19. Mai
1867 die älteste Tochter Christiane Sophie, geboren am 16. Sept.
1821, am 4. Oktober 1823, der dritte Sohn, das sechste Kind Heinrich
Traugott, geboren am 22. Mai 1829, am 21. Juli 1841, die 4. Tochter
das 7. Kind Marie Rosine, geboren am 17. Juli 1831, copuliert am
28. November 1854 mit Johann Ernst Pohland, Besitzer der Berbismühle,
am 27. Mai 1863, der vierte Sohn Friedrich August, geboren am 12. November
1833, am 4. Mai 1834 dem Vater in die Ewigkeit vorangegangen sind.
Treu und eifrig wartete der Vollendete seines irdischen ... und forschte
mutig in der Geschichte des menschlichen Geschlechts, forschte in
der alten, mittleren und unseren Geschichte der Völker und noch in
seinem hohen Alter, auf seinem vorletzten Leidenslager standen ihm
die Ereignisse unter den Völkern klar vor der Seele. Friedlich und
ordnungsgemäß lebte der Verewigte im Stande der Ehe. Auf strenge Zucht
hielt er unter seinen kindern und ihnen galt seine treue Sorge.
Bis die letzte Kraft brach, zog er, wenn Krankheit ihn nicht ans Haus,
ans Lager fesselte, Sonntag für Sonntag, Feiertag für Feiertag ins
ferne Gotteshaus, u. hier an dieser Stelle sahet ihr ihn so oft in
Andacht sitzen. Im Lenze, wie im Herbste jeden Jahres fand er sich
am Tische des Herrn ein, u. war er krank, hielt er daheim Abendmahl
mit seinem Herrn.
Wie an Freuden, so war auch sein Leben reich an Krieg und Leiden.
Tiefschmerzliche Verluste trafen ihn, ein liebes Töchterlein, das
sein 3. Lebensjahr begonnen, ein Sohn, der sein 13. Lebensjahr begonnen,
ertranken, im Hause verschied in der Blüthenzeit des Lebens die Schwiegertochter,
im Hause ward er an die ... zweier Jahre an das Sterbebett der alternden
Gattin gestellt, aus der Ferne u. aus der Nähe traf die Trauerbotschaft
ein, daß die 4te Tochter in der Blüthe der Jahre dahingewelkt, daß
der älteste Sohn in seiner besten manneskraft verunglückt sei, u.
daß bald hier, bald da ein ... gebrochen sei.
Er selbst lag mehrmals lang u. hart darnieder. Am zweiten Ostertage
begann sein letztes Leidenlager. Am 16. April hielt er das letzte
Abendmahl. Nach 8 langen, schweren Leidenswochen schlug am 28. d.
M. in der ... Morgenstunde seine Erlösungsstunde. 84 Jahre, 4 Monate,
5 Tage hat er auf Erden gehabt. Er hinterläßt den in der Holzmühle
verheirateten Sohn, die in Staitz verheiratete Tochter, zwei in Dörtendorf
verheiratete Töchter, 26 Enkel u. 1 Urenkel.
Der Herr der Ernte winket.