Tagebucheintrag Johann Georg Gerold's ums Jahr 1848

Bereits im Jahre 1835 beginnt Johann Georg besondere Begebenheiten, Preise der Waren und das Wetter in einem seiner alten "Digdierbücher" aus der Schulzeit niederzuschreiben. Nach etlichen Seiten mit Aufsätzen beginnt er den sehr interessanten Teil des Buches mit einem Abriß seines bisherigen Lebens:

``Johann Georg Gerold ist gebohren in Piesigitz den 6 Julius 1811 Convermieret im Jahre 1825.
den 17 Octobr 1832 habe Ich das Elterliche Hauß bekommen. Den 6 May 1834 ist der Vater Joh. Christoph Gerold gestorben. Den 9 Januar 1837 bin Ich getraut worden in der Kirche zu Oberpöllnitz mit Christiane Erdmuthe Lieboldin.
1838 in Juni schenkte uns Gott ein Söhnlein mit Namen Joh. Georg Gottfried wurde aber nur 9 Tage alt und starb. Den 23 April 1839 schenkte uns Gott ein Töchterlein mit n. Willhelmine
in 21 Decembr. 1840 schenkte uns Gott ein Töchterlein mit n. Christiane Caroline
In Novebr. 1840 zog Christoph Erdmann Gerold nach Merkendorf.
den 5 Julius wurde die Zaumsegelsche Wiese in Piesigitz aufs meistbieten verkauft vor 878 rh. corent wovon ich den 5 Theil vor 192 rh. corent erstanden habe.
1841 Jahr.
In August 1841 starb die Christiane Caroline und brachte Ihr Leben auf 1/2 Jahr u. 7 Wochen
in Novembr. 1841 starb das Töchterlein Willhelmine an Scharlach Fieber und brachte Ihr Leben auf 2 1/2 Jahr.
In Jahre 1842.
den 27 Julius wurde ein Töchterlein gebohren mit n. Willhelmine Erdmuthe.
In Febr. 1843 hat Christoph Heuschkel Junior zwei Acker ein Vetterkrautz Acker genannt verkauft an Joh. Georg Gerold vor 200 rh. Pr. cor.''

Danach folgen die ``Merkwürdichsten Ereignisse'' der folgenden Jahre, von welchen besonders hervorzuheben wären: das Revolutionsjahr 1848 und der schwere Hagelschlag im Jahre 1855:
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Das Jahr 1848 war aber sehr Merkwürdig,
in März brach überall Revolution aus in ganz Teutschland, zuerst in Perlin da siegten die Bürger und bezwungen das darselbst kommandirte Millitär nun wurde in allen Staaten groß und klein aufrohr, da waren fast gar keine Gesetze dahieß es die Preßfreiheit gelte.
In Dresden war eine Blutige Schlacht da wurden Preusen hin kommendiert Die haben die Repulicaner besiegt und grausam gehaußt. Auch in Weimar war großer Aufstand es wurde ein Minister mit Nahmen Schweitzer fortgejagd und Wirtenbruch kam in seine Stelle. Der Großherzog verwilligte den Lande viel nachsicht. Die Unterthanen maßten sich die jagd an und schossen in Frühling und Sommer das viele Wild Reh, Hasen, und Hirschen, jung und alt Tod.
Es wurden in allen Städten auch in Dörfern Bürgerwehr auf gericht, so das die Edelleute und Pfarrer mit Erecirten. Da nun in allen provinzen das Militär fest stand so wurden die Repulikaner gezwungen gefangen genommen, und sie mußten schwer strafe davor leiden doch vieles politisches verbrechen wurde von Schwurgericht freÿ gesprochen.

Die neuen Gesetzte traten in Kraft, alle Feitallasten wurden abgelost, und die jagd wurde den Komunen unentgeldlich abgetreten. Den Edelleuten wurden die Gerichtsbarkeiten abgenommen, und sie waren weiter nichts als große Ekonomen, in den Gemeinden wurden neue Gemeindeverfassung, und der Edelmann mußte sich unter dirselben mit fügen,
In diesen Umständen wurd das Gedreite billiger, das schon in Sommer 1 rh. das Virtl Korn kostet.
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Das Jahr 1855 war ebenfalls gut, aber das grausame Ungewitter welches den 2. Juni uns traf war freilich sehr unglücklich vor uns, diese grausame Gewitter war den Sonabent vor den Trinitatus Feste, wir waren auf den Felde in Rambusch, da stand ein schwer Gewitter beÿ zeulenroda da brauset es so gewaltig, das wir ängstlich wurden und unser Vieh in das Holz thaten, da thats einen gewaltigen Donnerschlag, da machten wir uns auf den Weg, und eileten nach hauße und es Regnete so gewaltig, das wir vor Nässe und Wasser nicht eilen konnten bemerkten auch nichts vor den Feuer in Zeulenroda, denn es hatte nehmlich in eine Scheune geschlagen dabeÿ eine Frau Todt geschlagen und sind Zehn Scheunen weggebrannt
da sahen wir wohl das eine weise strahlte Wolke vor den Gewitter sich zurück nach Weisendorf zu zog welche zu uns herrüber kam,Tagebuch Johann Georg Gerold und ein Gewitter stand von Staitz heran, das sah kohl Schwarz und das Regnete so sehr viel, wir hatten kaum das Vieh in Stall, da warf es Schlossen erst kleine dann wie die TaubenEier und zuletzt wie die HinnerEier. Dies tauerte so eine Stunde lang, wenigstens eine 34 Stunde, Da konnte Mann was sehen, die Fenster auf der Dorf=Seite waren vorerst rein, so das in jeden Fenster der ganzen Fronte noch eine Scheibe ganz geblieben, welches wir bewundert haben, Der Schiefer und die Ziegel fielen mit den Schlossen von Dache das man des Lebens nicht sicher war,
Da sammte sich so gewaltig viel Wasser in unsern Hof das lief in den Stall, die Schaffe waren drausen und konnten vor Wasser nicht ins Dorf. Da sprangen wir in den Stall und jeder nahm dreÿ Lämmer in die Arme und uns ging das Wasser schohn an den Leib wir warfen diese in die Stube, und wie wir wieder zu Stall kamen konnten wir nicht mehr hinein, Die Lämmer Schwammen und jämerden da sind wir in Scheune haben die Kornbanße aufgehauen, da schwammen sie zu uns und wir haben sie noch gerettet, welches wir mit den Schweinen auch so gemacht.
Die andern haben unterdessen das Wasser zum fortern Thor naus gewiesen, von dann sind wir hinaus gesprungen da sahen wir das in Zeulenroda Feuer war, und alle Leute liefen mit erstaunen zu einander und beklagten ihren Verlust, das Wasser strömte über alle grenzen das noch niemand wußte, die Schlossen hatten alles zerschlagen und das Wasser alles mit genommen Korn und Weitzen war alles weg, so wie auch Klee, und das Gras, alles war voll Schutt ... hinweg, das Sommergedreite sah wie wenn man in der nässe Schweine und Schafe drauf getrieben. In Dorfe waren die Teiche aber voll Schutt und kein Fisch war mehr zu sehen, das Wasser hatte das Brauhaus verschoben, und einen Stos Bretter vor Heuschkels Fahrweg hin geschoben, von Heuschkels Garten ein Stück Stacheten Zaun mit fort genommen, und die Gasse so zerrissen das niemand nach Merkendorf fahren konnte, den rausgerissenen Schutt hatte es auf Zaumsegel und Höring Trälich geführt, der Zaumsegel hat seinen eingegraben, und der Höring hat den Weg damit aufgefahren den es war nicht nur ein hundert Fuder,
auch in Fluhr waren in den Teichen nur noch einzelne Fische, wir hatten in unsern Teichen noch 4 Karbfen, den fordern Wetterkreuz Acker worauf Kraut kam, hatte es uns bald mitgenommen, welchen wir aber sogleich wieder überfahren und noch schön Kraut gebauet haben, die Pflanzen mußten wir alle von auser wärts zusammen tragen und kaufen. den Schneiders Acker hatte es so zerrissen das der Fels raus guckte, dem wir das andre Jahr überfahren mit Erde und sehr schön Korn gebauet haben.
Die erste Arbeit war Wiesen abputzen und Holz zusammen rechen, dann habe Ich den Lochacker welcher mit Korn war, ganz mit den Korn umgeackert, es ist aber besser mann schafft das geschlagene erst weg, und habe 6 Virtl Erbsen 1 Sch. Wikken und des letztere mit SommerRiebsen besät, das andere Korn habe ich liegen lassen, und es schlug sehr schön wieder aus, die es aber abgefahren war es nicht so gut, und es wuchs in einer sehr kurzen Zeit, ein schöner Halm hervor, die aber gleich Gerste gesät hatten waren am klügsten, dem wir kriegten sehr fruchtbare Witterung da wuchs alles schnell her.
Die Ernte mit den Korn wurde 3 Wochen später wie auf andern flecken, es war aber nicht gut, die Körner wie Kümmel und viel Stroh, und die Aecker war vergraset, solches mann auch ins künftige ... darre hatte, meine Erbsen und Wiken hatten sich schön gemacht, aber der frühe Reif in Herbst hatte die Taschen roinieret, doch hatten wir 4 Fuder Erbsen und 2 Fuder Wicken welches uns sehr half das Ich nur in ganzen 3 Mandel Korn Stroh gekauft habe. freilich auf die Hölzer mußten wir uns verlassen. Von der guten Gerste hatten wir das allerschönste Brod, wir haben dreÿ Virtel Gerste und ein Virtel altes Korn zu einer Bäcke gemahlen und da wurde sehr gutes Brod, manche Leute haben eitel Gerste gemahlen und hatten auch gutes Brod.
Der Aufwand kam nun erst, das Schieferdach kostet mich gegen 100 rh. und 1800 Dach Ziegel habe ich herschaffen müssen, den Gläser habe ich zehn Thaler bezahlt, der Scheffel Samen Korn kostet 10 rh. Zelnröder Maaß wo bei ich nur 3 Scheffel und 1 Virtl. gekauft habe, das andere habe ich von den wieder ausgeschlagenen gasäht welches wir zuvor sehr gereinigt hatten, und ich habe in folge wieder keinen Unterschied gesehen, und ich habe von denselben Jahrgang noch etliche Scheffel weitzen a 8 Thl. der Scheffel auch einige Scheffel Gerste und Hafer verkauft.
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